Themenstrang: »Forschung«
Referent_in: Simon Sutterlütti
Tag/Zeit: Freitag, 16.9.2016, 10:00–12:00 Uhr
Das Streben nach Unabhängigkeit und Eigenständigkeit scheint eine alltägliche Sache in unserer Gesellschaft. Es gilt als Ziel der Selbstentwicklung und wird als Grundlage von Beziehungen gesehen: Erst wer allein klar kommt, ist überhaupt fähig mit anderen Personen erfüllende Beziehungen einzugehen. Diese Normalität ist jedoch eine gesellschaftliche Normalität. Im Kapitalismus ist es normal getrennt zu sein, normal dass die „eigenen Lebensinteressen durch die Interessen anderer eingeschränkt sind“ (Holzkamp). Diese Situation macht soziale Beziehungen tendenziell zu Beziehung der Instrumentalität. Wir nutzen uns gegenseitig, bleiben einander Objekte.
Der Vortrag will nun Unabhängigkeit als ein Teil von Instrumentalität untersuchen. Um vor dem Zugriff der anderen sicher zu sein und die anderen austauschbar zu halten wird Unabhängigkeit zur Reaktionsweise auf eine Gesellschaft in der Abhängigkeit und Bedürftigkeit meist Verletzung und Gewalt bedeutet. Diese Unabhängigkeit beschneidet aber das instrumentalisierende Subjekt selbst: die eigenen Bedürfnissen treten nur isoliert auf. Diese psychologisch-gesellschaftliche Konstellation versucht der Vortrag anhand von Versatzstücken herrschender Selbsttechnologie von Lebensratgebern, der Theorie instrumenteller Beziehungen und persönlicher Erfahrungen aus Kollektiver Selbstverständigung zu analysieren. Abschließend sollen utopische Fluchtlinien jenseits der Unabhängigkeitsideologie vorgestellt werden.
Organisatorisch soll der 40minütige Vortrag Thesen und Versuche diese Unabhängigkeitsideologie zu begreifen darstellen. Dies ist keine fertige Theorie. Der Vortrag soll eher einen Diskussionsraum zu Instrumentalität, Unabhängigkeitsstreben und Alltag schaffen, der dann die restlichen Zeit workshopartig genutzt werden kann.
Dieser Beitrag wurde über den Call for Paper eingereicht.