Themenstrang: »Ferienuni Kritische Psychologie«
Referent_in: Ariane Brenssell
Tag/Zeit: Donnerstag, 15.9.2016, 13:30–15:30 Uhr
Psychiatrische Diagnosen gelten heute oft unhinterfragt als Möglichkeit der ‚objektiven‘ und neutralen Verständigung über psychische, psychosoziale Krisen, über störendes Verhalten und seelische Erkrankungen. Psychiatrische Diagnosen nehmen vor allem den Einzelnen mit seiner vermeintlichen Störung und Symptome in den Blick. Wie jedoch Krisen gesellschaftlich vermittelt und das heißt subjektiv und in den Verhältnissen begründet sind, kann aus Kritisch-psychologischer Sicht mit den psychiatrischen Diagnosen und Diagnosemanualen nicht verstanden werden.
Am Beispiel der „Posttraumatischen Belastungsstörung“ werde ich vorführen, wie die Diagnose eine Ent-Kontextualisierung aus den Verhältnissen nahelegt und Alternativen skizzieren. Mit Beispielen aus der Debatte um Gewaltfolgen/Traumatisierungen und anhand von ersten Ergebnissen aus unserer partizipativen Forschung „Kontextualisierte Traumaarbeit“ will ich zeigen, wie eine Theorie und Praxis aussehen kann, die die Folgen von Gewalt und die Probleme ihrer Bearbeitung, vom Standpunkt der Subjekte und in den Verhältnissen begründet versteht.