Für die von K. Holzkamp begründete Kritische Psychologie ist die Psyche in der biologischen Evolution entstanden und hat sich anschließend historisch und kulturell weiter entwickelt. In diesem Vortrag möchte ich zunächst zeigen, dass auch das den Menschen auszeichnende Subjekt-sein-Können seine Grundlagen in der biologischen Evolution besitzt (Teil I). Den Urbegriff von Subjektivität verorte ich im Leben selbst. Ein Pflanze ist – im Unterschied zum Stein oder zur Sonne und den Sternen – insofern Subjekt, als sie ein sich selbst organisierendes Zentrum darstellt, das sich in einer Umwelt befindet. Mit der nächsten ontologischen Stufe, den Tieren, ergibt sich durch ihre Wahrnehmung und Ortsbeweglichkeit eine höhere Stufe von Subjektivität.
In Teil II komme ich zum eigentliche Thema: was kann Subjekt-sein beim Menschen heißen? Ich möchte in diesem Vortrag über diese Frage im anthropologischen Sinne sprechen. Die Kritische Psychologie sagt (u.a. mit Marx): Der Mensch als Gattung ist Subjekt, insofern er (im Unterschied zum Tier) die Mittel seines Lebens selbst produziert. Diese Aussage ist zwar zutreffend, lässt man sie aber für sich so stehen, so ergibt sich ein falsches, weil einseitiges, Bild. Der Mensch ist eben auch das einzige Wesen, das die Mittel seines Lebens vernichten kann – z.B durch Krieg.
Die anthropologische Frage nach der Geschichte des Subjekts führt unmittelbar zu den Menschenrechten. Ich spreche folgende Themen an:
- Subjektivität in Stammesgesellschaften und Feudalismus
- Subjektivität und Eigentumsgesellschaft
- Individualismus und Subjektivität
Die hier behandelten Komplexe sehe ich als Voraussetzung für die im engeren Sinn psychologische Thematik, etwa die Frage: was heißt Subjekt sein?