Themenstrang: »Forschung«
Referent_in: AK KP Klagenfurt / Celovec
Tag/Zeit: Mittwoch, 14.9.2016, 10:00–12:00 Uhr
Auf der Suche nach Alternativen zur gängigen, von kapitalistischer Ideologie geprägten Psychologie, stießen wir auf die Kritische Psychologie von Klaus Holzkamp und Kolleg_innen. Diese haben wir uns seitdem in Klagenfurt versucht anzueignen, zunächst in Form eines Lesekreises und darauffolgend in Form von selbstorganisierten Lehrveranstaltungen. Von der Brauchbarkeit dieses „Gegenparadigmas“ für eine herrschaftskritische Psychologie überzeugt, sollte die Kritische Psychologie in unseren Abschlussarbeiten ihre erste Anwendung erfahren.
Till Manderbach untersuchte in seiner Bachelorarbeit Lernmotivation aus Sicht von Schülerinnen und Schülern. In Gruppendiskussionen legten die Schüler_innen dar, was es für sie heißt motiviert zu lernen und welche Bedingungen /Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen. Trotz der wenig überraschenden Feststellung, dass die Schule defensives Lernen nahelegt, konnten einige Räume für expansives Lernen trotz Schuldisziplin ausgemacht werden. Last but not least stellten die Schülerinnen Forderungen auf, was sich an der Schule ändern müsste, damit sie öfter gerne lernen.
Daniel Schnur stellte sich die Frage, welche Begründungen Betroffene für das Abbrechen ihrer Psychotherapien haben – gerade auch vor dem Hintergrund einer neoliberalen Selbstoptimierungskultur. In einem Forschungsfeld in dem auch der Mainstream großen Lücken und methodische Schwachstellen aufweist, stellte sich anfangs ein subjektwissenschaftliches Vorgehen als sehr gut geeignet dar. Es zeigte sich jedoch, dass dieses in einem derartigen Forschungsrahmen und v.a. bezogen auf retrospektiv Aufzuschlüsselndes nur unvollständig zur Anwendung kommen konnte. Gerade das zu reflektieren kann jedoch für Psychotherapie(-abbruchs-)forschung sehr nützlich sein.
Stephan Trautner befasst sich in seiner Bachelorarbeit damit welche Handlungsmöglichkeiten Menschen innerhalb ihrer Arbeit wahrnehmen. In welchen Bereichen können sie mitentscheiden und mitgestalten und wo ist ihre Handlungsfähigkeit auch eingeschränkt? Daran anschließend stellen die Arbeitenden heraus wie möglichen Veränderungen in Richtung auf verallgemeinerte Handlungsfähigkeit und Überwindung von beschränkenden Bedingungen innerhalb der Arbeit für sie vorstellbar sind. Die Forschungsarbeit befindet sich noch im Entstehungsprozess, in welchem mit acht arbeitenden Menschen aus verschiedenen Arbeitsbereichen ein Interview geführt wurde.
Im Rahmen der Veranstaltung möchten wir auch gerne über Möglichkeiten von und Problemen bei kritisch-psychologischen Abschlussarbeiten sprechen.